Weser abwärts legten wir in Bremerhaven noch einen Stopp ein, um auf den vorhergesagten Ostwind zu warten. Am Sonntag, 23.06. war es soweit und wir verließen mit Betriebsbeginn der Schleuse des Neuen Hafens unseren vorerst letzten deutschen Hafen. 4 bis 5 Bft aus NO-O sollten uns an den friesischen und nach Möglichkeit auch holländischen Inseln vorbeischieben. Borkum war für uns nur Ausweichhafen, der nächste für uns sinnvolle Hafen erst Den Helder, besser noch Ijmuiden.
Am nächsten Vormittag standen wir vor Vlieland, am Nachmittag vor Den Helder mit Kurs SSW. Dann schlief der Wind leider ein und unser Flautenschieber musste ran. Ijmuiden würden wir unter Maschine irgendwann nächtens erreichen, die Vorhersage versprach Flaute bis in den nächsten Tag hinein, weshalb wir uns entschieden unter der Küste vor Anker zu gehen. Kostete uns ein bisschen Überwindung denn der Spruch „Nordsee = Mordsee“ hatte sich irgendwo hinter den Ohren festgesetzt. Der Anker grub sich schließlich vor der Ortschaft Petten auf 6 Meter Tiefe in holländischen Sand und wir verschwanden zügig in der Koje. Die Nacht blieb kurz, schon um 4 Uhr kam der Wind zurück – dachten wir. Mehr als 6 Knoten wurden es nicht, hin und wieder schlief er an diesem Tag auch ganz ein. Es ging also mal unter Segel, mal unter Motor an Ijmuiden und Haarlem vorbei und wir nahmen Scheveningen/Den Haag als ersten holländischen Hafen ins Visier, wo wir kurz vor 15.00 Uhr festmachten.
Die letzten Stunden waren brütend heiß. Strand und Hafeneinfahrt voll von Menschen, Ausflugsbooten, Luftmatratzen und was sonst noch alles schwamm. Kaum angelegt griffen wir Handtuch und Badesachen und machten uns auf den Weg zum Strand, wo wir glaubten, es zischen zu hören, als wir ins Wasser sprangen.
Wir blieben drei Tage in Scheveningen.Werden wir in guter Erinnerung behalten. Der Besucherhafen wird recht voll, häufig finden sich drei Boote im Päckchen und es wird recht eng für Gästeboote. Alle Schiffe müssen mit dem Bug nach Norden festgemacht werden (Brandschutzvorschrift). Einige der dabei vorgestellten Techniken des Drehens auf der Stelle waren für unsere Begriffe abenteuerlich.
Die Versorgung am Hafen ist bestens. Ein Supermarkt, Aldi und Fischgeschäfte sind fußläufig erreichbar, Restaurants gibt‘s wie Sand am Meer.
Was sonst noch in Erinnerung bleibt: Tausende Fliegen, die mit der Flaute vor Den Helder aufs Meer trieben und unser Schiff in ein Schlachtfeld verwandelten. Ekelig. Ein MOB beim Anlegen in ein Päckchen nebenan. Dabei ging eine Brille verloren, die die Feuerwehr bei einer Tauchübung am nächsten Morgen wieder nach oben brachte. Das Glück ist eben mit den Tüchtigen. Die Besatzung versuchte zuvor geduldig über Stunden mit Gewicht und Haken das Teil vom Boden des Hafenbeckens hochzuholen.
Für die Statistik: Bremerhaven – Scheveningen: 228 sm, davon 189 unter Segel. In Summe 735 sm in der Segelzeit.
Mehr Bilder wie immer im Fotoalbum.
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