Mittlerweile haben wir uns so einigermaßen erholt, von unsere Passage von Florida zu den Bermudas. Wir waren nicht die einzigen, deren Überfahrt, sei es von den USA oder den Bahamas, von den vorherrschenden östlichen Winden in die Länge gezogen worden war.
Eigentlich sollten um diese Jahreszeit südwestliche Winde vorherrschen, allein das Wetter auf dem Atlantik schert sich darum überhaupt nicht. So gleichen sich die Stories der Ankerlieger in Saint George’s, dem Einklarierungshafen im Osten der Bermudas: Gegenwind und -strom, lange Motorlaufzeiten, Kreuzen mit frustrierend geringem Höhengewinn, mehrere Tage länger gebraucht, als geplant…
Wir sind in dem Zusammenhang froh und dankbar, mit Daniel einen super fähigen Wetterrouter zu haben. Er gleicht unsere InReach Position und Bewegung mit allen verfügbaren Wettermodellen ab und versorgt uns täglich mit aktualisierten Kursempfehlungen, Vorhersagen und Warnungen über die Nachrichtenfunktion des InReach Mini.
Eines der unangenehmsten Segelerlebnisse ‚ever‘ brachten uns dennoch die letzten 6 Meilen des Törns. So sehr wir uns auch beeilten, die angekündigte, dritte Front auf der Überfahrt zu den Bermudas erreichte die Nordostseite der Inselgruppe, wo auch die einzige sichere Zufahrt liegt, 2 Stunden vor uns und brachte Gegenwind mit bis zu 24 kts. Aus zwei wurden sechs Stunden, in denen wir uns unter Motor, quälend langsam, gegen Wind, Strom und Welle und mit stetem Blick auf das Ziel, in den geschützten Hafen kämpften.
Bermuda Radio hält übrigens ein wachsames Auge auf alle ankommenden oder auslaufenden Schiffe. Das gab uns auf den hatten, letzten Meilen ein gutes Gefühl.
Mit Einfahrt in den Naturhafen von Saint George’s, am 18. Mai 2023, mit Einbruch der Nacht, blieben Strom, Welle und Krängung endlich zurück und wir tasteten uns vorsichtig durch das große Ankerfeld zum Customs Dock. Bis Mitternacht ist das Einklarieren möglich, dann haben die Beamten 8 Stunden Pause. Man hatte uns schon erwartet. Eine stolze Zahl an Formularen und noch mehr Unterschriften später, gab’s vor dem Gebäude noch eine Einweisung in St. Georges und wir waren eingereist.
Im Dunkeln und mit Radar fanden wir in der Convict Bay noch ein Plätzchen für unsere Danja und konnten uns alsbald unserem verdienten Anleger widmen.
Die Front brachte windiges, wechselhaftes Wetter, mit sonnigen Abschnitten, die wir für ausgiebige Spaziergänge und einige Arbeiten am Schiff nutzen könnten. Den Beschlag unseres Spibaums hatte es mal wieder verbogen, die unterwegs getauschte LAVAC- Pumpe musste wieder einsatzbereit gemacht werden, die Vorräte für die nächste Etappe neu sortiert werden uns so weiter und so fort.
Saint George’s ist ein gepflegtes, kleines Städtchen, mit fast allem, was das Herz begehrt. Allerdings ist es hier unglaublich teuer, egal ob Restaurant, Supermarkt oder Boutique.
Zum Wochenende zog ein weiteres Tief heran. Heute, Montag, 22. Mai, regnet es meist und die Vorhersage für die kommenden Tage verspricht mehr Wind und noch mehr Regen. Noch wollen wir mit dem Bus einen Ausflug nach Hamilton unternehmen. Das schlechte Wetter macht das aber immer unwahrscheinlicher und mit der nächsten Wetterbesserung könnte sich unser Wetterfenster für die Weiterfahrt öffnen. Die hat Priorität.
Für die Statistik: 12 Tage waren wir unterwegs. 1031 sm legten wir zurück, 100 davon kreuzend, hoch am Wind. Wind, Welle und Bewuchs am Unterwasserschiff drückten unsere Durchschnittsgeschwindigkeit auf unter 4 kts.
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