Die Algarve blieb auch über den Jahreswechsel hinaus kühl und verregnet. Dass wir mal Reif vom Beiboot-Cover kratzen würden, hätten wir uns nach dem Winter 19/20 nicht vorgestellt. In der zweiten Januarwoche zeichnete sich nach dem Abzug von Tief Bartosz mit Hoch Antje eine Wetterlage ab, die mit einem über mehrere Tage anhaltendem Nortada eine Passage nach Madeira erlauben würde. Tiefdruckgebiete draußen auf dem Atlantik zogen nach Norden und Nordosten ab. Die Marina do Funchal bestätigte freie Liegeplätze und informierte uns über die aktuell gültigen Corona-Regeln. Für zügiges Einlaufen würden wir einen am letzten Hafen durchgeführten PCR Test benötigten. Die Wettervorhersage stabilisierte sich über die folgenden Tage weiter und versprach für die volle Zeit der Überfahrt und einigen Puffertagen günstiges Wetter. Also packten wir es an. Letzte Einkäufe, Schiff für den Törn vorbereiten, Covid-PCR-Test für den Vortag des geplanten Auslaufens terminiert und durchgeführt, vollgetankt und schon ging es los, in die Segelsaison 2021. Dabei lief es am Ende so schnell, dass wir uns nicht einmal mehr gebührlich von unserer Familie in Lagos verabschieden konnten. Nach Durchgang des Tiefs verbesserte sich das Wetter so schnell, dass wir einen halben Tag früher als gedacht, am Sonntag um 11.30 Uhr die Leinen loswerfen konnten. Zügig blies uns raumer Wind hinaus auf den Atlantik. Nach gut neun Stunden hatten wir die ersten 50 Meilen hinter uns gebracht und legten nach dem Umrunden des VTG vor Cap San Vicente Kurs auf Madeira an.
In den ersten beiden Nächten war die See bei 5 bis 6 Bft noch recht ruppig. Dann beruhigte sich der Wind etwas, erlaubte jedoch weiterhin das Segeln bei achterlichen Winden von Steuerbord und uns längere Ruhepausen, in denen wir uns nicht halbwach irgendwie verkeilen mussten, um etwas Schlaf zu finden. Auch die Temperaturen stiegen mit der Entfernung von der Algarve wieder an, Mittags wurde es in Sonnenschein sogar angenehm mild. Die Mini-Kuchenbude, mit der der Raum unter der Sprayhood quasi zum Innensteuerstand wird, blieb allerdings dran, denn spätestens mit Sonnenuntergang kam die Kälte zurück.
Am fünften Nachmittag meldete Christine als erstes „Land in Sicht“. Die Gipfel Madeiras, immerhin runde 1800 Meter hoch, tauchten als Silhouette aus dem Meer auf. Die sich einstellende Vorfreude auf den Landfall war allerdings leicht verfrüht, denn wir waren noch über 70 Seemeilen von unserem Ziel entfernt. Das hieß eine weitere Nacht und noch einige Stunden des kommenden Vormittags weitersegeln, bevor wir Funchal erreichen würden.
Am Freitagmorgen, ca. 10.00 Uhr war es dann soweit. Nach dem Umrunden des Ponta de Garajau, 505 Seemeilen von Lagos entfernt, lag Funchal vor uns. Wir meldeten uns telefonisch bei der Policia Maritima, übermittelten dorthin per Whats App unsere PCR-Testresultate, die wir kurz vor unserem Auslaufen aus Lagos erhalten hatten und legten uns an eine der Mouringe vor der Marina do Funchal. Nach drei Stunden hatte die Gesundheitsbehörden den Test validiert und wir durften in die Marina einlaufen. Geschafft!
Madeira ist grandios. Meer, Strand, Berge, verschneite Gipfel, gepflegte Ortschaften, alles auf wenigen Kilometern vereint und immer im Blick. Wir werden eine Weile bleiben, das ist sicher…
Noch ein wenig Statistik: Die Überfahrt dauerte 120 Stunden. Dabei legten wir 508 Seemeilen zurück. Auf 33 Seemeilen kam die Maschine als Flautenschieber zum Einsatz. Der Rest wurde gesegelt, Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 4,23 Knoten. In den ersten 24 Stunden legten wir 118 Seemeilen zurück, am dritten Tag nur 80.
Mehr Bilder findet ihr wie immer im Fotoalbum.
Stefan // Jan 20, 2021 at 07:29
Hallo ihr zwei,
schön, dass die Überfahrt so gut geklappt hat und die Einreise dann so unkompliziert war. Geniest das wärmere Wetter, hier in Lagos regnet es mal wieder.
Gruß von der Mokendeist
Jens und Dörte // Jan 20, 2021 at 22:54
Hallo Christine und Thomas,
das ist ja ein toller Start ins Jahr 2021! Herzlichen Glückwunsch zur tollen Passage und viel Spaß auf meiner Wunschinsel Madeira :-). Ein wunderbares Jahr mit vielen tollen Segelmeilen, Erlebnissen und erfüllten Zielen bei bester Gesundheit wünschen euch Jens und Dörte