Einmal auf eigenem Kiel durch New York segeln. Der Wunsch entstand während eines früheren Besuchs der Stadt und hat uns während unser bisherigen Segelzeit begleitet. Am 24. August 2022 war es dann soweit. Bei Sonnenaufgang des zweiten Tages unserer Überfahrt von Cape May zum Big Apple tauchte zeitgleich mit der Sonne die Skyline Manhattans über dem Horizont auf. Beeindruckender Abschluss eines Segeltörns der angenehmen Art: Eine angenehme Brise aus West erlaubte uns, fast die gesamte Etappe ab Cape May unter Segeln zu bestreiten, der Probetag der Atlantic City Airshow 2022 sorgte am Nachmittag des ersten Tages zudem für spannende Unterhaltung.
Um 8.00 Uhr morgens rundeten wir schließlich Sandy Hook und setzten, aufgrund des anhaltenden Westwinds, Kurs auf Atlantic Highlands. Im Bereich des dortigen Hafens, im Süden der Sandy Hook Bay, gibt es ausreichend geschützten Ankergrund und als Bonus, ein öffentliches Dinghydock. Wir hätten hier gern noch ein, zwei Tage länger bleiben können, Wetter (günstiger Wind für die Etappe nach NYC und weiter) und Hitze (immer noch rund 30°C im Schatten) ließen uns dann aber doch bereits am nächsten Tag nach NYC aufbrechen. Bei Gelegenheit werden wir hier sicherlich wieder einen Stopp einlegen. Die Versorgung im Ort ist gut, der Landgang dank des Dinghydocks einfach, ein Wanderweg entlang der Sandy Hook Bay lädt zu Spaziergängen ein und die Happy Hour im „On the Deck“ ist unbedingt einen Besuch wert. Einzig der Waschsalon in der First Street ist daneben. Ein echter Sauladen, der sich wohl nur hält, weil es keine Alternative im Ort gibt.
Am Nachmittag unseres zweiten Tages in Atlantic Highlands, am Donnerstag, 25. August, gingen wir Anker auf und setzten Segel Richtung Liberty Island. Mit der auflaufenden Tide rauschten wir unter der Verrazano Narrows Bridge hindurch in die Upper Bay und setzten alsbald Kurs auf die Freiheitsstatue und Liberty Island. Gleich dahinter warfen wir, außerhalb der Sperrzone, um 19.30 Uhr Anker und ließen die Kulisse von Manhattan, Jersey City, Brooklyn, Liberty-, Ellis- und Governors Islands auf uns wirken. Die ist wirklich beeindruckend, atemberaubend. Ebenso, wie der Lärm, besonders der Helikopter, die ohne Unterbrechung ihre Sightseeing-Runden um Miss Liberty drehen. Erst spät in der Nacht kehrte Ruhe ein, und machte das „Fern sehen“ wieder zur Freude.
Auch am Freitag konnten wir New Yorks (Lärm-)Kulisse noch lange genießen, denn erst mit der Nachmittagstide ging es für uns weiter, entlang Manhattan den East River hinauf, mit Ziel Port Washington. Der Tidenstrom schiebt übrigens gewaltig. Im Bereich Hells Gate mit über 4 Knoten. Gegenan ginge da für uns nicht mehr viel…
Port Washington ist ein idealer Stopp für Cruiser: Gut geschützter, weitläufiger Ankergrund, Mouringe, wenn gewünscht, ein städtisches Dock für Dinghies, Wasser und Pump-out, alternativ ein Pump-out-Boot über Funk bestellbar, Wassertaxi, einfach zu erreichende Supermärkte und Geschäfte und ein Bahnhof der Long Island Rail Road (LIRR). Für rund 9 EUR kommt man mit der LIRR von dort halbstündlich zur Penn Station, mitten in Manhattan, was wir gleich am zweiten Tag für einen Besuch nutzten.
Im Waterfront Park entdeckten wir noch etwas historisches zu Port Washington: Seit den 20er Jahren entwickelte sich Stadt und Region zu einem Zentrum der zivilen und militärischen Luftfahrt. Am 28. Juni 1939 eröffnete Pan American mit der Boeing 314 Clipper den ersten Passagier Linienflugverkehr über den Atlantik. Die Wasserflugzeuge starteten aus der Manhasset Bay, in der wir gerade ankerten.
In Port Washington blieben wir noch übers Wochenende. Wäsche (in einem top gepflegten Waschsalon), Wasser nachfüllen und Einkaufen stand noch auf der To-Do-Liste, bevor wir dann am Dienstag, 30. August nach Neu England aufbrachen.
Am Vortag lief übrigens die White Pearl in Port Washington ein, die schon auf dem Rückweg in den Süden ist. Wir kennen uns schon seit Samaná (DomRep). Es blieb dieses Mal leider bei einem kurzen Austausch im Vorbeifahren. Beim nächsten Treffen klappt das vielleicht besser, mit dem Timing. Zu Erzählen gibt es sicherlich vieles.
Auch in anderer Hinsicht war dieses kurze Wiedersehen etwas besonderes. Die White Pearl war das erste Boot unter einer europäischen Flagge, welches wir seit Ankunft in Moorhead, NC, trafen. Es scheinen dieses Jahr extrem wenig Boote vom alten Kontinent in den USA unterwegs zu sein.
Mehr Bilder findest Du wie immer im Fotoalbum.
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