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Samstag, 22.06.2013. Dragör – Rödvig
In der Nacht was es wieder einmal ungemütlich, es blies und schauterte mit bis zu 20 Knoten Wind. Wie vorhergesagt ließ der Wind gegen morgen etwas nach und pendelte sich zwischen 10 und 18 Knoten ein. Die Sonne ließ sich nicht blicken, als wir uns um 9.00 Uhr ans Ablegen machten. Der Wind wehte achterlich und in Richtung Hafenmauer. Eindampfen in die Vorspring wäre hier das Schulbuch-Manöver gewesen. Ich entschied mich mit Bugstrahler aus der Lücke zu manövern, eine Entscheidung, die fast in die Hose gegangen wäre. Kaum war die Achterleine lose, machte eine Böe den Bugstrahler quasi wirkungslos und schob uns zudem noch Richtung den vor uns liegenden Nachbarn. Brauchte eine Ganze Menge Rückwärtsschub um ihn nicht zu berühren, zuviel ging aber auch nicht, da hinter uns ja auch noch jemand lag. PIO (Pilot Induced Oscillation) galt es zu vermeiden. Dann endlich zeigte der Bugstrahler die erhoffte Wirkung und wir kamen weit genug von der Kaimauer los, um vorwärts aus der Box zu fahren. Für den vor uns liegenden Skipper war es wohl ein böses Erwachen, als er Anja, die am Bug stand, viel zu nahe vor sich oder besser über sich durch den Niedergang erblicken musste, nachdem er von unserem Motoren und Bugstrahlen wohl geweckt worden war. Jedenfalls schimpfte er auf dänisch – oder schwedisch – jedenfalls halb nackig – hinter uns her, als er hektisch, und als wir bereits frei gekommen waren, seine Kuchenbude geöffnet bekam. An dieser Stelle noch mal ein aufrichtiges SORRY ! Lektion gelernt.
Das Wetter blieb garstig. Kalt, wolkenverhangen und mit Wind wie schon so oft zuvor auf der Nase. Wenn er denn mal drehte, dann zumeist so, dass der gewählte Kurs nicht gehalten werden konnte. Nach fünf Stunden und zwei dritteln der 30sm hatten wir genug und nahmen den Motor zu Hilfe, passierten 30 min später Stevns Klint und erreichten eine weitere Stunde später endlich Rödivg. Dort klarte es dann sogar bei westdrehendem Wind auf und sorgte für einen versönlichen Ausklang des Tages. Im Fischladen beim Hafen – es gibt da mehrere Restaurants beim Hafen – ergatterten wir drei Seelachsfilets, die wir dann mit Broccoli zum Dinner genossen.
Sonntag, 23.06.2013: Rödvig – Klintholm
Die Wetterbesserung am Vorabend war nur von kurzer Dauer. Zum Aufstehen regnete es mal wieder. Der Wetterbericht versprach stabile 4-5 Bft aus S bei Schauerboen, mit 1m Welle. SW wäre schöner, sollte dann aber erst am späten Nachmittag kommen. Hart am Wind ging es Richtung Klintholm. Die Winddrehung auf südwestlichere Richtung kam gerade richtig, jedenfalls konnten wir von Rödvig bis vor Klintholm durchsegeln, die letzte Stunde bei satten 6 Knoten am Wind. Geil! Das Kontrastprogramm kam dann auch prompt: Beim Segelbergen klemmte die Rollanlage der SW-Fock. Die Schot hatte sich in der Refftrommel vertörnt. Nach einigen vergeblichen Versuchen, das Missgeschick zu beheben, blieb uns nur das Abbauen des Focksegels. Bei immer noch gut 15 Knoten Wind machen wir in einer Box im westlichen Teil des Yachthafens fest. Das Anlegerbier hatten wir uns an diesem Tag redlich verdient…
Erst für Dienstag wurden stabil westliche Winde angekündigt. War für uns ein gutes Argument einen Ruhetag in Klintholm einzulegen. Neben uns lag ein Langzeitsegler-Ehepaar aus der Schweiz. Sie schwärmten von ihrer Situation des Zeit habens, waren bereits seit Beginn der Saison unterwegs und warteten nun auf das ideale Wetterfenster um Richtung Fehmarn weiter zu segeln. Gern hätten wir getauscht…
Dienstag, 25.06.2013: Klintholm – Barhöft
Südliche Ostsee NW 3-4, wenig rechtdrehend, zunehmend 6-7, Schauerböen, See zunehmend bis 2 m. Belte und Sund ähnlich aber etwas weinger Wind. Dazu zunehmende Bewölkung und nachfolgend Regen. Das klang für die Überfahrt nach Rügen geradezu ideal – mal vom Regen abgesehen… Es traf dann auch genau zu. Und so segelten wir vor dem Wind, Bullenstander kam zum Dauereinsatz, in gut 7 Stunden zurück nach Rügen. Einmal fuhren wir ein Ausweichmanöver um dem Frachter Doris auszuweichen, später ein Ausweichmanöver um einem russischen Großsegler (!) auszuweichen. Als wir nach dem Bergen des Großsegels in den Gellenstrom einbogen, war der Regen da, der Wind überstieg jedoch nicht Stärke 5. Nass aber ohne Besonderheiten machten wir schließlich in Barhöft fest. Der Regen blieb erst mal, und der nächste Sturm kam auch, später am Abend und blieb am Mittwoch. Ein weiterer Stehtag war somit gebucht. Gute Gelegenheit beim Restaurant Seeblick für etwas Umsatz zu sorgen, was wir gerne machten, denn dort gibt’s gutes Essen für einen fairen Preis.
Donnerstag, 27.06.2013: Barhöft – Neuhof
Nach dem stürmischem Mittwoch blies es am Mittwoch morgen mit Schauerböen immer noch mit 4-5 Bft aus WSW, mit Aussicht auf Wetterbesserung im Tagesverlauf. Gegen 09:00 verließen wir Barhöft, setzten vor der Reede das Groß im 2. Reff und folgten der Rinne in Richtung Stralsund. Nach Tonne 45 kam noch die Fock zum Einsatz, um besser Höhe laufen zu können. Wie geplant erreichten wir um 11.00 Stralsund, wo wir kurz im Yachthafen festmachten und uns mit einigen Fischbrötchen eindeckten. Ohne Stress ging’s dann um 12.00 Uhr weiter für die Ziegelgrabenbrücke-Öffnung um 12.20 Uhr. Kaum passiert setzten wir Fock und Groß im 2. Reff und hatten riesig Spaß daran, wie „unsere“ Genesis eine Yacht nach der anderen „vernaschte“, egal ob sie unter Segel oder Motor lief… Vor Neuhof hatte unsere kleine Regatta dann leider ein Ende, wir bargen die Segel und liefen Neuhof an, wo wir einen gemütlichen und zunehmend sommerlichen Nachmittag und Abend verbrachten. Im Restaurant Meat’n Sea, mit gutem Überblick über den Yachthafen, wird hervorragend gekocht. Sollte man sich nicht entgehen lassen!
Die Marina wurde um einige Meter vergrößert und bietet wieder deutlich mehr Liegeplätze für Gastlieger. Liegegebühr (2013) bis 12 m betrug EUR 14.
Freitag, 28.06.2013: Neuhof – Greifswald
Nach windstiller Nacht genossen wir ein letztes mal Frühstück im Cockpit. Erst um halb elf machten wir uns auf den Weg zurück nach Greifswald. Für den Tagesverlauf erwarteten wir mal wieder eine Wetterverschlechterung mit dem Durchzug einer Schauerfront. Der Wind stand nicht ideal (S – SO), dennoch gibt der Strelasund genügend Raum fürs Kreuzen. So segelten wir bis in den Greifswalder Bodden, wo uns dann doch die erwartete Front passierte. Wir banden das zweite Reff ins Groß und rollten die Fock weg und ließen und einmal gut durchwaschen. Der Motor blieb aus, Genesis machte auch unter dem wenigen Tuch noch genügend Höhe und brachte uns näher ans Ziel heran. Hinter der Front schlief der Wind komplett ein. Um die 16.00 Uhr Brückenöffnung nicht zu verpassen, bargen wir dann doch alle Segel und motorten in Richtung Wieck. Um 16.30, nach dem Tanken, lag „unsere“ Genesis schließlich wieder fest an ihrem Liegplatz in Greifswald / Wieck. 520 sm lagen im Kielwasser, nur packen und aufräumen noch vor uns. Wie so oft hätte der Törn ruhig noch einige Wochen länger dauern dürfen…
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