Von Wendtorf nach Barth
Ab Montag versprach die Wettervorhersage kräftigen Wind aus SW bis W. Ideal für die verbleibenden Seemeilen nach Barth. Und das Wetter hielt sich auch an diese Vorhersage. Um 7 Uhr verließen wir Wendtorf, setzten ca. 80% des Groß und der Genua und folgten dem Küstenverlauf in Richtung Fehmarnsund. Zu den beständigen 5-6 Bft gesellten sich noch günstige 1-2 kt Stömung, welche uns dann auch gemeinsam mit über 7 Kt Fahrt über Grund unter der Fehmarnsundbrücke hindurch rauschen ließen. Auch der Seegang war nicht ohne, beständige 1 bis 1,5 Meter begleiteten uns weiter gen Osten.
Unser Schiff segelte sehr angenehm, das Einsetzen in die Wellen war stets weich und nur wenig See spritze dann und wann hoch genug, um bis ins Cockpit zu kommen. Nachdem wir Fehmarn hinter uns gelassen hatten, nahm die Anzahl der Segelboote, die zu sehen waren, deutlich ab. Nur ein, zwei weitere Boote schienen unterwegs in Richtung Warnemünde / Rostock zu sein, eines davon lief mit ähnlicher Geschwindigkeit wie wir und beinahe wäre es uns gelungen sie auch noch vor Erreichen der Warne-Mündung zu überholen.
Kurz vor dem Etappenziel quittierte dann leider die Selbststeueranlage ihren Dienst. Erste Fehlersuche wies auf einen kaputten Antrieb hin, der Motor machte zwar noch Geräusche, trieb jedoch die Kette zum Steuerrad nicht mehr an. Da war zu dem Zeitpunkt leider nichts zu machen.
Der Yachthafen Hohe Düne selbst ist riesig, top gepflegt, aber nach meinem Geschmack seelenlos. Das Büro des Hafenmeisters, wenn man es denn gefunden hat, gleicht der Rezeption eines 4-Sterne-Resorts irgendwo am Mittelmeer. Die Kulisse aus Restaurants, Hotel, Büro bzw. Konferenzräumlichkeiten wirken irgendwie unwirklich. Dass das alles recht teuer ist, versteht sich von selbst; dass das Essen in einem der Motto-Restaurants mit nicht funktionierendem Dunstabzug unterdurchschnittlich war, ließ kein Bedürfnis aufkommen, länger zu bleiben.
Gegen 9.00 Uhr am Dienstag Morgen ging es deshalb bei weiter kräftigem SW-Wind weiter Richtung Barth. Satte 6 Bft sorgten für einen beachtlichen Seegang westlich Fischland und Darß, das Groß ließen wir deutlich gerefft und setzten von Anfang an einen Bullenstander, was eine gute Entscheidung war: In den schräg von hinten anlaufenden Wellen, zum Teil relingshoch, gierte unser Schiff doch ganz gewaltig… Im Gegensatz zu einigen wenigen anderen Segelyachten, die ebenfalls der Küste nach NO folgten, hielten wir uns gut frei von der Küste, um nicht Gefahr zu laufen, auf Legerwall zu geraten, sollte es Probleme geben.
Um 14.00 steuerten wir endlich um die UT-Tonnen im Norden vom Darß herum und gelangten in ruhigere See auf der Leeseite der Landzunge. In Höhe Zingsts verdunkelte sich hinter uns der Himmel. Ein mächtiges Unwetter braute sich zusammen und zog rasch von Achtern heran. Wir rollten das Groß vollständig auf, von der Genua ließen wir nur einen kleinen Rest stehen und schlüpften in unser Ölzeug, gerade noch rechtzeitig, bevor der Sturm mit Böen bis 8 Bft über uns herfiel. Wir entschieden, statt den Kurs auf den Gellenstrom beizubehalten und dabei eventuell noch im Unwetter durch die Enge zu müssen, vor dem Wind raumschots nach NO abzulaufen. Das Unwetter zog zum Glück rasch über uns hinweg und dahinter klarte es rasch wieder auf. Wir setzten wieder Kurs auf das Fahrwasser des Gellenstroms und beäugten argwöhnisch die anderen Gewitterwolken im Westen. Eine davon bildete sogar eine Windhose, zog jedoch nördlich unserer Position vorbei. Puh !
Um 18.00 Uhr erreichten wir die Reede vor Barhöft, wo sich unser Anker beim zweiten Versuch sicher eingrub und dieser vorletzte Tag der Überführung damit sein Ende fand.
Am nächsten Morgen, Mittwoch, den 13.8. beobachteten wir beim Frühstück, wie die Karawane der Hafenlieger, die von Barhöft kommend im Fahrwasser Richtung Ostsee unterwegs waren, südlich unserer Position vorbeizogen. Da war es hier draußen auf Reede doch viel schöner! Es war nach 9.00 Uhr, als wir Anker auf gingen, vor dem Stauen den Schlick vom Anker kratzten, und uns alsbald auf die letzte Etappe des Törns nach Barth machten.
Durch die Barther Zufahrt ging es in die Bodden südlich der Zingster Halbinsel. Nur auf westlichem Kurs konnten wir für 30 Minuten den Motor ausmachen, dann begann unsere Anfahrt auf den Barther Hafen. 3 Stunden nach Anker auf lagen wir an der Tankstelle des Barther Yachtservice, wo wir 200 Ltr. Diesel tankten und danach auf einen Liegeplatz am Steg 3 verlegten.
274 Seemeilen lagen in unserem Kielwasser, unser Schiff hatte sich bewährt, unter Motor ebenso, wie unter Segel, bei Flaute bis Starkwind. Vor der geplanten Taufe galt es nun noch, die Sprayhood reparieren zu lassen (beim Abstützen war eine Naht aufgerissen) und den alten Namen vom Relingskleid entfernen zu lassen. Beides konnten wir noch am Mittwoch bei der Segelmacherei Konow in Auftrag geben. Bis Donnerstag Nachmittag sollte beides erledigt sein, womit der Schiffstaufe unserer Danja nichts mehr im Wege stand.
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